Hallo, liebe Buntgelaunte!
„Die Mara hat heute im Kindergarten voll aus dem Nähkästchen geplaudert!“
So beginnt es, unser Gespräch beim Abendessen.
Uns war sofort klar, dass unsere Jüngste diese Redewendung irgendwo aufgeschnappt haben musste. So fragten wir nach: „Was hat sie denn erzählt?“
„Na, dass ihre Mama gerne umziehen möchte. Die Wohnung ist einfach viel zu klein. Da könne man gar keine Ordnung halten …“ Da kamen noch ganz viele andere Informationen, die erspare ich Dir jetzt. Du kennst das vielleicht auch: Einmal angestupst, hören (zumindest unsere) Kinder erst nach gefühlten 5 Minuten wieder auf zu erklären.
„Und warum hat sie dann aus dem Nähkästchen geplaudert? Was ist denn der Unterschied zum Erzählen?“
Die Sache ist geheim!
„Ach man, Papa, das ist doch klar. Die Sache geheim. Maras Papa darf das nicht wissen. Der hat nämlich immer keine Lust zu renovieren“. Wir lagen fast unter dem Tisch vor Lachen – ja, das wäre auch für uns ein guter Grund, nicht wieder umzuziehen 🙂 – mal abgesehen vom Kisten packen und schleppen.
Unsere Große hörte die ganze Zeit einfach nur zu. Doch dann platze sie plötzlich heraus: „Mama, das mit dem Nähkästchen, das passt ja voll gut zu Dir! Wieso sagt man das denn so? Ist das eine Redewendung?“
Was ist denn nun der Ursprung dieser Redewendung?
Und so recherchierten wir folgendes:
- Im 19. Jahrhundert trafen sich Frauen gern zum gemeinsamen Nähen, Häkeln und Stricken. In geselliger Runde tauschten sie sich dann über das aktuelle Dorfgeschehen aus.
- Gleichzeitig war diese Handarbeit allein den Frauen vorbehalten. Es schien sicher, ein Nähkästchen würde nie in Männerhände fallen. So nutzen viele Frauen das Nähkästchen nicht nur für ihr Handwerkszeug, sondern auch für andere persönliche Dinge (wie Briefe oder kleine Geschenke eines Verehrers).
- Die Redewendung „aus dem Nähkästchen plaudern“ wurde auch im Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane erwähnt. Dort spielten im Nähkästchen gefundene Liebesbriefe eines Geliebten eine tragende Rolle.
Die guten alten Zeiten?!
Wir finden solche Recherchen, angestoßen durch Kinderfragen immer sehr spannend. Sie ermöglichen uns, mal über den Tellerrand zu schauen, etwas Neues, ganz Anderes zu durchdenken. Könntest Du Dir vorstellen, heute noch so wie damals zu leben? Der Klatsch und Tratsch ist geblieben. Aber Geheimnisse verstecken ist mit unseren technischen Möglichkeiten ja eigentlich kein großes Problem mehr. Gleichzeitig sind in der heutigen Zeit auch schon viele Männer mit Nadel und Faden unterwegs, genauso wie sie in Kindertagesstätten unsere Jüngsten betreuen. Spannend, oder?
Wir hoffen, Du hattest Spaß mit unserer kleinen Zeitreise!
Bunte Grüße,
Anne & Sebastian
aus der Lieblingsmanufaktur
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